19. Oktober 2023

Von AI Literacy bis China Speed: Das war der EO Day 2023

Ansprechpartnerin
Aline StangMarketing & Communications

Der EO Day 2023 brachte Expert:innen aus Finanz- und Versicherungswirtschaft, Verwaltung und Automobilindustrie in Berlin zusammen. Keynotes, Expertenpanel und das anschließende Get-Together boten viel Raum für einen lebhaften Austausch.

Es sei eine moralische Verpflichtung einer jeden Regierung, die KI-Kompetenz in der Bevölkerung nachdrücklich und schnell zu erhöhen, um den nächsten Evolutionsschritt hin zu einer digitalen Gesellschaft zu schaffen: „Die Zukunft ist schon da; sie ist nur ungleich verteilt.“

Mit seiner fesselnden Keynote „Psychology of Generative AI“ setzte Bestsellerautor Dr. Paul Marsden (Consumer Psychologist, University of the Arts London) damit eines der wichtigsten Statements am diesjährigen EO Day in Berlin. Marsden erlaubte dem interessierten Publikum spannende Einblicke in die psychologischen Faktoren, die der Akzeptanz von KI zuträglich sind oder ihr im Wege stehen. Wie kann man beim Einsatz von KI FOBO (fear of becoming obsolete), also die Angst, überflüssig zu werden, überwinden? Mögliche Hebel sind AI Literacy und AI Proficiency: die Befähigung der Menschen, sich in der von KI durchdrungenen Welt sicher und verantwortungsbewusst zu bewegen.

Kai Müller (Gründer und CEO, Experience One) schilderte seine Sichtweise auf Generative AI aus dem Business-Kontext und verknüpfte sie mit konkreten Handlungsempfehlungen für den Aufbau einer markeneigenen AI Experience über verschiedene Branchen hinweg. Seine Botschaft: KI-Transformation muss auf die Agenda der CEOs. Wer sich heute noch nicht mit einem eigenen Company-LLM beschäftigt, kann auf Dauer nicht wettbewerbsfähig bleiben. Unternehmen müssen dabei ihren Mitarbeitenden Spielraum für die Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz geben – zum Wissenserwerb, aber auch in der kreativen Umsetzung ihrer Ideen.

The future is already here; it is just unevenly distributed.
Dr. Paul Marsden, Consumer Psychologist & Bestsellerautor

Im anschließenden Panel zum Thema „AI-driven Transformation“ diskutierten Lena-Sophie Müller (Managing Director, Initiative D21 e.V.), Maren Heiß (Senior Vice President Retail Banking, DKB), Marek Rydzewski (CDO, BARMER) und Markus Scholz (Head of Digital Transformation Office, Mercedes-Benz).

In der Gesellschaft habe das Verständnis für KI im letzten Jahr stark zugenommen, vor allem bedingt durch die breite öffentliche Wahrnehmung und Zugänglichkeit von KI-Tools wie Chat GPT, so Lena-Sophie Müller. Digitale Transformation würde stark aus der Wirtschaft, also aus der Anwendung heraus, getrieben. Ethische Überlegungen zum Einsatz künstlicher Intelligenz gehörten dabei heute klar auch in die Verantwortung der Unternehmen: Wer leistungs- und wettbewerbsfähig bleiben wöllte, müsse sich damit auseinandersetzen. In Sachen Geschwindigkeit gäbe es allerdings noch Luft nach oben: die Digitalisierung würde noch von vielen Regularien ausgebremst.

Beim Thema KI sollten wir jedoch nicht nur den Blick auf Deutschland und Europa legen, sondern vor allem auch zu unseren asiatischen Nachbarn schauen, meinte Markus Scholz (Mercedes Benz): „Speed reicht nicht mehr aus, wir brauchen China Speed. Es dauert heute fünf Jahre, um ein Fahrzeug zu entwickeln. Die chinesischen Hersteller schaffen es in weniger als 30 Monaten!“ Kann KI dabei helfen? „Auf jeden Fall. Allerdings muss die Basis stimmen, und das ist für KI die Datenmenge und -qualität.", so Scholz.

Dass Daten gar nicht, sehr spät oder nicht in der richtigen Qualität bereitstehen, scheint von der Verwaltung über die Gesundheits- und Finanzbranche bis hin zur Automobilindustrie ein branchenübergreifendes Problem zu sein, darüber waren sich die Panelisten einig. Dass dies allerdings ein rein europäisches Problem sei, kann Markus Scholz nicht bestätigen. So stünde selbst der US-amerikanische Datengigant Google bei großen KI-Projekten vor ähnlichen Herausforderungen.

Eine Alternative zu KI? Gibt es nicht!

„Mitten im demographischen Wandel können wir langfristig auf den Einsatz der Technologie nicht verzichten“, ist sich Marek Rydzewski von der BARMER sicher. Auch Maren Heiß (DKB) setzte ein klares Statement: „Ohne Innovation kann keine Bank mehr überleben. Die Kund:innen erwarten es!“ Allerdings dabei essenziell: die Kundenzentrierung. „Wir können alles ins Auto bringen, aber was der oder die Kund:in am Ende nutzt, liegt ganz allein bei ihm oder ihr“, sagt Markus Scholz.

Für Rydzweski hat der Einsatz von Innovation und KI allerdings auch in Zukunft dort seine Grenzen, wo Menschen mit der Technologie ausgeschlossen werden, weil sie zum Beispiel kein Smartphone besitzen oder aus anderen Gründen nicht am digitalen Leben teilnehmen können.

Der Konsens des Abends fiel deutlich aus:

  • Deutschland und seine Unternehmen sind in Sachen Digitalisierung nicht untätig, jedoch bremsen Regulierungen und eine fehlende Datenbasis über alle Branchen hinweg den schnellen Fortschritt aus.
  • KI muss Chefsache werden, egal ob in Regierungen, der Wirtschaft oder der Verwaltung. AI Literacy und AI Proficiency sind essenziell dafür, KI zu verstehen und damit umzugehen, und unabdingbar für die Akzeptanz der Technologie.
  • Jede Innovation ist nur so gut, wie die Akzeptanz der Kund:innen. Generative AI braucht eine konkrete Anwendung, die stark nutzerzentriert ist. Dann kann die markeneigene AI Experience ein zentrales Tool sein, um die Kundenbeziehung dauerhaft zu stärken.

Impressionen vom EO Day

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